Eine bestehende Modellsoftware von Grund auf neu zu schreiben, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen – ist das sinnvoll? Wir denken ja, und haben deshalb das Wasserhaushaltsmodell ABIMO von C++ in die Programmiersprache R übertragen. Wir haben das bestehende Modell genau untersucht und bei der Nachbildung des Modells ein tieferes Verständnis der Modellprozesse gewonnen. Es fällt uns in R leichter, neue Einblicke zu gewinnen und Erweiterungsmöglichkeiten auszutesten. Zudem ist R heute eine weit verbreitete Programmiersprache mit einer großen und aktiven Community. Als sogenannte Interpretersprache bietet R mehr Transparenz und Flexibilität als eine Compilersprache wie C++, da wir Änderungen direkt im Quellcode testen können, ohne das gesamte Programm vorher übersetzen (kompilieren) zu müssen. Im Zuge der Übertragung sind wir auch auf Ungenauigkeiten im Modell gestoßen, die wir so beheben konnten.
Unser in R nachgebildetes Modell nennen wir R-ABIMO, und die Entwicklung in R ist nicht die einzige Neuerung: Wir haben spezifische Flächentypen hinzugefügt, um die Auswirkungen von Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung zu simulieren. Dies ist im Hinblick auf die Ziele von AMAREX eine wichtige Modellkomponente, die es ermöglicht, nicht nur den Status-quo abzubilden (Gründächer und Versickerungsmulden gibt es schließlich schon), sondern auch den Umsetzungsgrad dieser Maßnahmen zu erhöhen und ihre positiven Auswirkungen auf den lokalen Wasserhaushalt greifbar zu machen: mehr Verdunstung und Versickerung und weniger Oberflächenabfluss.
R-ABIMO ist zudem allgemeiner als sein größerer Bruder: Das bisherige Modell verlangte sehr berlin-spezifische Eingangsgrößen, wie Strukturtyp und Flächennutzung aus Kategorien wie „Schule“ und „Krankenhaus“, aber auch „Lückenschluss nach 1945“ oder „Großsiedlung nach 1960“. Daraus wurden modellintern Berechnungsgrößen wie die Menge der künstlichen Bewässerung oder die Vegetationsklasse abgeleitet. Die neue Version ist nun von diesen Kategorien losgelöst und verlangt, dass diese Berechnungsgrößen direkt als Eingangsdaten vorliegen. Dank dieser Anpassung konnten wir R-ABIMO auf die Stadt Köln anwenden.
Durch diesen Schritt glauben wir, dieses Wasserhaushaltsmodell intuitiver, genauer und attraktiver für Nutzer:innen außerhalb Berlins gemacht zu haben.
Aber keine Sorge Berlin: Das alte Datenformat kann man weiterhin nutzen, denn wir haben eine Funktion geschrieben, die die Daten in das neue, von R-ABIMO verlangte Format überträgt.