Am 26. und 27. Oktober 2022 fand am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart (ISWA) das 2. Verbundtreffen AMAREX statt. Zu Beginn besichtigten die Teilnehmenden das Gelände des ISWA Lehr- und Forschungsklärwerks sowie die Versuchsanlagen zur Trockenheitsvorsorge. Dabei handelt es sich um Fassadenbegrünungselemente des Projektpartners Helix Pflanzensystem GmbH, die in Feldversuchen mit Regenwasser unterschiedlicher Herkunftsflächen aus Retentionszisternen bewässert und verschiedenen Trockenheitsbelastungen ausgesetzt werden.
Im Anschluss berichteten die einzelnen Projektpartner von den Fortschritten in den jeweiligen Arbeitspaketen. Von der TU Kaiserslautern wurden die mit ISWA erarbeiteten Maßnahmenkataloge und Steckbriefe für funktional und betrieblich erweiterte Regenwasserbewirtschaftungsanlagen (RWB+ und RWB-N) vorgestellt, für die an den jeweiligen Instituten Potenzialanalysen zum Thema Überflutungs- bzw. Dürrevorsorge durchgeführt werden. So können beispielsweise Fassadenbegrünungselemente oder Baumrigolen, die mit einem zusätzlichen Speicher (Zisterne) verbunden sind, Extremereignisse abmildern.
Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin berichtete zu ersten Untersuchungen darüber, wie die Abweichung vom natürlichen Wasserhaushalt (Parameter ∆W) als möglicher übergeordneter Indikator für den Erfolg der kommunalen Klimaanpassung genutzt werden kann. Die Berechnung von ∆W wurde über ein neu entwickeltes, frei verfügbares R-Tool, das das Wasserhaushaltsmodell des Landes Berlin ansteuert, live demonstriert. Die Berliner Wasserbetriebe erläuterten, wie letztlich die unterschiedlichen Aspekte der Klimaanpassung mit der technischen Machbarkeit von Maßnahmen in einem Webtool zusammengeführt werden können. Das Ecologic Institut berichtete von Netzwerkkarten (Fuzzy Cognitive Mapping), die Wirkungszusammenhänge von Regenwasserbewirtschaftungsanlagen (RWB) für deren sozio-ökonomische Bewertung darstellen.
Zentraler Baustein von AMAREX ist die Entwicklung eines Webtools durch die Technologiestiftung Berlin, mit dem unterschiedliche Zielsetzungen (Überflutungs- und Dürrevorsorge) eng aufeinander abgestimmt verfolgt und zugehörige verlässliche Wirkungsabschätzungen (sozio-ökonomisch) für verschiedene Planungsszenarien vorgenommen werden können. Hierzu fanden im Oktober bereits zwei Stakeholder-Workshops in Berlin und Köln zur Bedarfs- und Anforderungsanalyse unter Federführung der Berliner Wasserbetriebe und der Stadtentwässerungsbetriebe Köln sowie der assoziierten Partner statt. Dort wurde abgefragt und diskutiert, welchen Nutzen und welche Funktionen sich die einzelnen kommunalen Akteure von dem Tool erhoffen. Die Erwartungen und Umsetzungsvorschläge aus den Workshops werden nun auf ihre Umsetzbarkeit analysiert und priorisiert. Ergänzend dazu ist die Frage nach der technischen Umsetzung und Detailtiefe des Webtools zu beantworten.
Die Brisanz und Relevanz des Themas verdeutlichte auch Koordinator Prof. Dr. Ulrich Dittmer, der berichtete, dass mehrere weitere Städte interessiert sind, ihr Regenwassermanagement zu verbessern und so ihre Städte auf zukünftig vermehrt auftretende Dürreperioden und Starkregenereignisse besser anzupassen.